Über mich


Kerstin Rehberg

Moin, ich bin Kerstin Rehberg!

Sprache und Geschichten faszinieren mich schon immer. Ich wuchs mit den unterschiedlichsten Dialekten auf: Schlesisch, Ostpreußisch, Ostfriesisch – und lernte doch keinen davon. Ich verstand also nichts, wenn die Alten über Vergangenes sprachen und keiner übersetzte es mir. Auf Hochdeutsch wurde weder über Verwandtschaft noch über die Dorfgemeinschaft geredet, so blieben mir deren Geschichten ein ewiges Rätsel. Also suchte ich mir andere Geschichten. Sobald ich lesen konnte, verschlang ich alle Bücher, die in meine Reichweite kamen. Das waren zum großen Teil Abenteuerromane, Märchen, Sagen, Fantasy und Science Fiction. Später lernte ich einige Klassiker der deutschen Literatur kennen und begann auch das Theater zu lieben.


Ausbildung

Nach dem Abitur lernte ich zunächst in meiner Lieblingsbuchhandlung. Ein Test im Berufsinformationszentrum hatte zwar ergeben, dass ich nicht sonderlich kommunikativ war, dagegen sehr korrekt und genau arbeitete. Eine Verwaltungstätigkeit wurde mir angeraten. Aber das klang mir viel zu eintönig. Ich stöberte in den Ordnern mit Berufsbeschreibungen und blieb schließlich im Bereich Buch hängen. Bibliothekar? Das war doch genauso öde wie Verwaltung. Buchhandel? Eine Buchhändlerin solle kommunikativ sein und gerne Kontakt mit Menschen haben, stand da. Nun, das war doch genau das, was mir fehlte! Also immer her damit! Glücklicherweise war ich früh dran mit meiner Bewerbung und konnte meinen zukünftigen Chef im Bewerbungsgespräch überzeugen. Das mit der Kommunikation, meinte er, das würde ich dort jedenfalls lernen. Er hat mich dann auch gleich entsprechend eingesetzt. Während meine beiden Mit-Azubis zunächst im Lager und in der Bestellabteilung verschwanden, war ich den ganzen Tag im Verkauf, wurde ständig von Kunden angesprochen, musste dauernd ans Telefon, konnte mich nicht verstecken. Das war sehr anstrengend! Keine Ruhe, immer unter Beobachtung, immer parat sein müssen, sich nie komplett in eine Aufgabe versenken können, täglich Gespräche führen, die unterschiedlichsten Charaktere kennenlernen, Bestellungen annehmen, Beschwerden entgegennehmen, Empfehlungen geben, beschwichtigen, vertrösten, verhandeln. Ich merkte bald, dass das nicht mein Traumjob war, aber ich lernte genau das, was ich brauchte, um in irgendeinem anderen Job besser zurechtzukommen.


Studium

Prinzipiell waren Bücher, Geschichten, Biographien, Sachbücher, Fachbücher ja etwas wahnsinnig Tolles! In einem Verlag zu arbeiten, das könnte mir gefallen. Dennoch schloss ich an die Ausbildung zunächst ein Studium an. Das Thema Kommunikation begleitete mich dabei weiter. Ich studierte zwei Hauptfächer: Allgemeine Sprachwissenschaften und Anglistik / Amerikanistik. Und ich war frei! In einer fremden Stadt, allein, in einer eigenen Wohnung. Die Magister-Studiengänge waren damals auch noch nicht so verschult wie heute. Der Geist der 68er wehte noch in den Gängen, es gab wenig Vorgaben und relativ viele Angebote. Also stürzte ich mich hinein ins Abenteuer und belegte erstmal alles, was interessant erschien. So lernte ich ein bisschen Arabisch, ein bisschen Spanisch, ein wenig Alt- und Mittelhochdeutsch, Alt-, Mittel- und Frühneuenglisch, ein klein wenig Gotisch und Dari und Kharia und sogar Klingon. Ich lernte die verschiedensten Grammatiksysteme und auch unterschiedliche Grammatiktheorien kennen. Ich besuchte Summer Schools und Writing Projects. Ich forschte und schrieb und diskutierte über Phonetik und Morphologie, Aphasie und KI, UK und EU, Postkolonialismus und Neuere Literaturen in Englisch aus Neuseeland, Australien, Samoa, Kanada, den USA, der Karibik und afrikanischen Ländern. Ich leitete Tutorien zur Einführung in Grammatik, Semantik, Pragmatik, Literaturwissenschaft im Allgemeinen, Kinder- und Jugendliteratur im Speziellen. Und schließlich verfasste ich eine Abschlussarbeit über die phonologische Struktur einer der unüberschaubar vielen Sprachen Indiens.


Kinder, Schüler, Prosopagnosie

Und dann ein klassischer Karriereknick. Denn Familie und Arbeit und Dissertation vertrugen sich nicht. Als das zweite Kind kam, zog ich mich komplett aus der Uni zurück. Sind Frauen multitaskingfähig? Ich nicht. Nicht, wenn ich alles möglichst perfekt machen will. Die Prioritätsfrage konnte ich klar beantworten und nahm erst drei Jahre später eine Stelle als Honorarkraft an. Von nun an unterrichtete ich Deutsch und Englisch an einer Berufsfachschule. Das war eine große Herausforderung für mich, denn ich hatte wöchentlich mit Dutzenden Schülern zu tun, deren Namen ich mir merken musste.
Ich bin gesichtsblind, Prosopagnostiker, und erkenne daher Menschen nicht anhand ihrer Gesichtszüge, weiß das jedoch erst seit wenigen Jahren. Mit Mitte 40 hörte ich zum ersten Mal davon und forschte interessiert nach. Normalerweise erkennen Menschen einander anhand der Gesichtszüge innerhalb weniger Sekundenbruchteile. Dabei erfassen sie die Größe und relative Position von Mund, Nase und Augen und registrieren automatisch die Abweichungen von einem prototypischen Idealgesicht. Gesichtsblinde können das nicht. Sie brauchen sehr viel mehr Informationen, die sie wie Puzzleteile zusammenfügen, bis es eine eindeutig zu benennende Person ergibt. Es gibt bei ihnen keinen Prototyp, sondern jedes Gesicht bzw. jede Person wird einzeln abgespeichert und diese Datenbank beim Erkennen abgefragt. Es dauert lange, bei jedem Merkmale zu finden, die eindeutig sind. Meistens sind das Bewegungsmuster, Körperhaltung, Kleidungsstil, Stimme, Lachen, auch Haarfarbe und Frisur – nur wird es da schon schwierig, wenn die Haare mal geflochten, mal offen getragen werden oder der Bart plötzlich weg ist. Die „normalsten“ Menschen erkenne ich am schlechtesten wieder, da sie für mich alle gleich aussehen. Hätte ich das doch schon früher gewusst! In der Schule oder im Kindergarten zum Beispiel. Hätten meine Eltern, die Kindergärtnerinnen und Lehrer das gewusst! Aber damals, in den 70er- und 80er-Jahren wusste niemand, dass es so etwas gibt. Ich hätte mir dann nicht ständig anhören müssen, doch mal mit den anderen zu spielen, sondern hätte vielleicht erstmal anhand von Fotos gelernt, wie ich die Kinder auseinanderhalten kann! Ich habe das auch so gelernt, aber es dauerte lange. Und wenn ich ihnen nachmittags in einer anderen Umgebung zufällig begegnete, erkannte ich sie ja schon wieder nicht, weil die typische Latzhose fehlte oder das freche Grinsen oder die schrille Stimme oder die anderen beiden Mädels aus dem Dreierteam.


Asperger?

Prosopagnosie wird häufig mit Autismus in Verbindung gebracht. Heutzutage outen sich immer mehr Menschen als Asperger-Autisten und ich frage mich, was das eigentlich bedeutet. Sie haben Schwierigkeiten im sozialen Kontakt, besonders Frauen galten als Kinder und Jugendliche als schüchtern, verschlossen und abweisend, anscheinend emotionslos. Asperger werden dem Autismusspektrum zugeordnet, als weniger auffällige Ausprägung. Wer sich in dieser Diagnose wiederfindet, ist meist erleichtert und erklärt die scheinbare Emotionslosigkeit als Maske, die aufgesetzt wird, um eine Überforderung durch zu starke Sinneseindrücke und die im Gegenteil sehr intensive emotionale Reaktion zu verstecken.
Aber: Ist diese überfordernde Emotionalität, diese überwältigende Empathie, nicht vielleicht erst dadurch entstanden, dass von frühester Kindheit an Reaktionen erwartet wurden, die ein Asperger nicht geben konnte, allein deshalb, weil er die Signale nicht wahrnahm, die eine Reaktion auslösen sollten?
Wenn mich jemand grüßte, den ich noch nie zuvor im Leben gesehen hatte, dann grüßte ich freundlich zurück. Heute denke ich mir: Wie oft mag es vorgekommen sein, dass da jemand enttäuscht oder wütend auf mich war, weil ich so abweisend blieb? Beim nächsten Mal im Kindergarten oder in der Schule war ich wie immer, aber die anderen verhielten sich seltsam und ich konnte das nicht einordnen. So blieb ich halt öfter allein und beschäftigte mich mit Puzzlen und Malen und weniger mit sozialen Tätigkeiten. Ich lernte Logik, Beobachtung, Experimentieren und Schlüsse ziehen. Die anderen lernten miteinander klarkommen, aufeinander hören, sich durchsetzen, Kompromisse schließen, eine Rolle im Team einnehmen, Reaktionen verstehen, trösten, übervorteilen, lügen, anleiten, erpressen und gemeinsam Spaß haben.
Ist es also nicht so, dass die fehlende Sozialkompetenz daher rührt, dass niemand in der Lage war, mir zu erklären, was ich selbst nicht sehen konnte? Für mich war da z. B. ein Kind, das weinte. Also versuchte ich, es zu trösten. Hätte ich gewusst, dass dies das gleiche Kind war, das nachmittags den kleinen Bruder verhaut, hätte ich vielleicht anders reagiert. Wenn der Klassenclown mal wieder einen komplett albernen Witz gemacht hatte und alle lachten, hätte ich vielleicht mitgelacht, wenn ich dabei gewesen wäre, als genau dieser Satz am Vortag in einer urkomischen Situation gefallen war. Ich hätte mitlästern können über Geschwister oder Kinder aus der Nachbarklasse, deren Namen ich ja nicht einmal kannte. Ich hätte zumindest zustimmend nicken oder staunen können, wenn von irgendwem die Rede war, von dem ich beim besten Willen auch durch die wenigen Andeutungen in einem Gespräch nicht herausbekam, um wen es sich handelte geschweige denn, wie diese Personen alle zueinander in Beziehung standen oder was sie in ihrer Freizeit taten. Denn selbst wenn ich selbst da gewesen war, auf der Party, auf der Kirmes, in der Disco – da waren so viele Menschen, woher sollte ich wissen, wer das alles war?
Ich habe erst durch meine Tochter erfahren, dass die Faszination beim Autoscooter oder beim Musikexpress darin liegt, Leute zu beobachten und soziale Begegnungen zu kommentieren. Ich konnte bei solchen Gelegenheiten damals immer nur fragen: Wer ist denn das? Naja, das war den anderen dann zu anstrengend, wenn die Antwort zum x-ten mal gleich lautete. Und vor allem glaubten sie nicht an mein ehrliches Interesse. Ich jedenfalls erhielt als Feedback immer nur ein Genervtsein. Offenbar machte ich etwas falsch oder war einfach zu dumm.
Ich kenne an die 100 Menschen so gut, dass ich sie fast überall und jederzeit innerhalb einer Minute wiedererkennen würde. Die meisten davon sehe ich aber auch regelmäßig. Wenn ich jemanden nach Jahren zum ersten Mal wieder treffe, dauert es erst eine Weile, bis ich durch all die Veränderungen hindurchgedrungen bin. Ob ich meine Kinder erkennen würde, wenn sie nach einem Jahr von einem Auslandsaufenthalt wiederkämen? Aber heute gibt es ja Skype und Zoom und Teams usw., da fällt es dann etwas leichter.
Einen Fernseher habe ich übrigens nicht und Filme sehe ich auch kaum, nur manchmal Disney, Fantasy, Science Fiction oder irgendwas mit optisch sehr eindeutig definierten Personen. Denn wenn alle gleich aussehen, wie im Krimi, Thriller oder in einer Lovestory, dann kann ich der Handlung nicht folgen. Ich würde auch keinen Politiker, Sänger, Sportler oder Comedian auf offener Straße erkennen, nur die schrillen in ihrem Bühnenaufzug.


Musik und Theater

Wen wundert es noch, dass mich die Bühne fasziniert? Auf der Bühne werden Geschichten erzählt und Charaktere dargestellt, über die man nur das erfährt, was auf der Bühne gesagt und getan wird. Das Stück beginnt und endet auf der Bühne und bleibt vollständig in dieser klar umrissenen Welt. Ich werde den Figuren nicht im realen Leben begegnen, sie haben kein Leben außerhalb ihrer erzählten Geschichte. Die Darsteller auf der Bühne verkörpern mit diesen Figuren bestimmte menschliche Typen, Verhaltensweisen und Konstellationen, ganz beschränkt auf den Augenblick und auf das, was in diesem Moment laut Textbuch wichtig ist. Es fehlt mir als Zuschauer nichts, um zu verstehen, was da passiert, es gibt kein soziales Hintergrundwissen aus der realen Welt. Natürlich hängt das vom Stück und von der Inszenierung ab. Impro-Theater und Comedy spielen viel mit Hintergrundwissen über z. B. Promis. Da stoße ich dann relativ schnell wieder an meine Grenzen. Doch häufig werden Bühnen-Figuren stark überzeichnet, sind also Personifizierungen von menschlichen Eigenschaften, Prototypen eines Gefühls oder eines Verhaltens. Diese Prototypen werden in eine Situation geworfen und erleben gemeinsam, wie in einem Experiment, nur diese Situation. Das verstehe ich wunderbar mit meinem analytisch trainierten Verstand und kann mich ganz in diese Geschichte fallen lassen und mit den Figuren mitfühlen oder eine eigene Haltung zu dem Geschehen entwickeln, auch selbst eine Rolle einnehmen und mitspielen. So bin ich ein großer Fan von Rollenspielen. Nicht Live-Rollenspiele (LARP), in denen man z. B. mit Verkleidung und Plastikwaffen aufeinander losgeht, aber die Pen & Paper-Variante am Tisch als gemeinsam erzählte Geschichte. Oder auch das Darstellen einer Figur auf Mittelaltermärkten oder in verschiedenen Musikszenen und Subkulturen. Und natürlich liebe ich unsere Freilichtbühne vor Ort, wo ich auf, vor und hinter der Bühne das ganze Jahr aktiv bin.


Fantasy und Wissenschaft

Ich bin ein bisschen nerdig. Als Schülerin war ich begeisterter Trekkie, also Fan der Serie Star Trek oder „Raumschiff Enterprise“, wie sie im deutschen Fernsehen hieß. Und natürlich waren der logische Mr. Spock, der wissbegierige Androide Data und der überhebliche Q meine Lieblingscharaktere. Damals faszinierten mich die Naturwissenschaften und ich hätte am liebsten Teilchen- und Astrophysik studiert und dann am CERN in der Schweiz Grundlagenforschung betrieben. Leider waren meine Noten im Mathe-Abi deutlich schlechter als erhofft und ich traute mich nicht. So verfolgte ich meine zweite große Leidenschaft, die Sprachwissenschaft. Mein Vorbild war dabei J. R. R. Tolkien, Professor für englische Sprache und Literatur und Verfasser der Fantasy-Saga „Der Herr der Ringe“ bzw. „The Lord of the Rings“, des „Hobbit“ und des „Silmarillion“. Meine Doktorarbeit über Sprachen in Tolkiens Werk habe ich nicht beendet, da mir zwei wundervolle Kinder dazwischen kamen. Ganz andere Dinge wurden auf einmal wichtig. Doch die Liebe zur Fantasy, zur Science Fiction und zur Wissenschaft blieb.


Warum RehBuck?

Der Name des Lektorats ist eine Verschmelzung der Nachnamen von mir und meinem Mann. Er ist mir in all meinen Projekten eine starke Stütze und so haben wir uns beide gemeinsam in diesem Projektnamen verewigt. Außerdem klingt in „Buck“ das englische Wort für „Buch“ mit, was uns sehr passend für ein Lektorat erschien.



Kontakt

Darf ich Sie bei Ihrem Projekt unterstützen? Senden Sie mir eine Mail mit ca. 3 Seiten Text für ein kostenfreies Probelektorat.


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